Nicht wenige werden beim ersten MotoGP-Rennen der Saison in Thailand auf den Gedanken gekommen sein, dass die sportliche Leistung bei KTM den finanziellen Zustand des insolventen Motorradherstellers wiederspiegelt. In Buriram setzte es eine Niederlage. Ducati ist immer noch weit weg, Aprilia ist auch ohne Jorge Martin besser und die japanischen Werke agieren nun auf Augenhöhe. Bei den KTM-Piloten ist hingegen nur von Problemen zu hören.
Maverick Vinales konsterniert: Wissen jetzt, wo wir stehen…
"Wir wissen jetzt, wo wir stehen. Wir müssen uns verbessern", konstatierte ein schmallippiger Maverick Vinales am Sonntag nach Platz 16. Zwar hatte der spanische Neuzugang noch die meisten Probleme, doch zufrieden konnte keiner der vier Piloten aus dem hochkarätig zusammengestellten Kader sein. Während Brad Binder seinen achten Rang mit 20 Sekunden Rückstand vor allem auf eine falsche Reifenwahl zurückführte, ließen die anderen drei tiefer blicken, wie es um Mattighofen in der Königklasse steht.
Eigentlich sollte Pedro Acosta für die Spitzenergebnisse sorgen, doch das Supertalent legte sich nach schwachem Start im Zweikampf auf die Nase. Eine Eigenschaft der neuen RC16 machte ihm zu schaffen: "Es sieht so aus, als wäre es dieses Jahr viel einfacher das Heck zu verlieren. Ich entlastete das Heck hinter Bezzecchi und ging ein bisschen weit. Da rutschte ich zu viel und verlor die Front. Es ist ein recht normaler Sturz, aber wir müssen verstehen lernen, wo dieses lose Heck herkommt."
Eigentlich wollte Acosta die Stürze in der neuen Saison vermeiden. Dazu hat er sich extra Hilfe geholt. Mehr dazu hier:
Pedro Acosta gibt zu: Gibt viele Dinge, die KTM nicht versteht
KTM hatte einen neuen Massedämpfer am Heck platziert und damit bei Technik-Fans für Aufsehen gesorgt. Geholfen hat das aber offensichtlich nichts. Ohne den Sturz sah sich Acosta dennoch in der Lage für ein ordentliches Resultat: "Die Pace war gar nicht so schlecht. Ich verlor 40 Sekunden durch den Sturz und dann fuhren sie noch sieben auf mich heraus. Das hätte also mehr oder weniger für die ersten fünf gereicht. Aber das ist natürlich schwer zu sagen." Die Realität ohne Spekulation war aber Rang 19 und keine Punkte.
Der Hoffnungsträger macht keinen Hehl daraus, dass KTM Nachholbedarf hat: "Es gibt viele Dinge, die wir noch nicht verstehen. Warum funktioniert eine Sache und eine andere nicht? Erst wenn wir das verstehen, können wir konkurrenzfähig werden." Er selbst kann erst einmal wenig tun. "Der einzige Weg, das Heck nicht zu entlasten, wäre einfach schwächer zu bremsen. Aber dann bekomme ich keine Rundenzeit zusammen", meint das Supertalent etwas ratlos.
Tech3-Paradoxon: Vinales leidet im Verkehr, Bastianini kämpft sich durchs Feld
Noch besorgniserregender ist, dass jeder Fahrer andere Probleme hervorhebt. Für Tech3-Pilot Vinales ist klar: "Grip an der Front fehlt am meisten, besonders am Rand." Nach ordentlichem Beginn am Freitag habe er sich im weiteren Verlauf des Wochenendes kein Stück mehr steigern können. Dazu litt er besonders stark im Verkehr: "Wenn du allein fährst, funktioniert der Vorderreifen ein bisschen besser, weil er etwas kühler bleibt. Sobald du mit anderen Leuten fährst, wird er heiß und du verlierst den Grip."

Genau das Gegenteil gilt für Teamkollege Enea Bastianini. Dieser fuhr freitags und samstags noch gnadenlos hinterher, konnte sich dann aber im Grand Prix durch das Feld kämpfen und kam immerhin noch auf Rang Neun. "Es war sicherlich ein bisschen besser als erwartet. Besonders ab Rennmitte war ich so schnell wie die Fahrer unter den ersten sieben", berichtete 'La Bestia'. Es erinnerte ihn an die Ducati-Zeiten: "Ich bin zufrieden, dass ich auch mit diesem Motorrad meine Stärke zu Rennende behalten habe."
Viele Schwächen, kaum Positives: KTM hat Arbeit vor sich
Diese Pace kam aber natürlich viel zu spät. Am Ende standen trotzdem 20 Sekunden Rückstand zu Buche. Nur in der zweiten Rennhälfte konkurrenzfähig zu sein, hilft in der modernen MotoGP herzlich wenig. Der Italiener weiß aber zumindest, wo er verliert: "Das Wichtigste war, mich mit anderen Fahrern zu vergleichen, um zu erkennen, wo ich gut bin und wo die Schwächen liegen. Es hat mir mein Gefühl bestätigt. Wir verlieren in der Kurvenmitte, besonders in den langsamen Kurven. Wenn du da fünf oder sechs km/h für den Ausgang verlierst, ist das natürlich nicht gut. Es passiert besonders dann, wenn der Reifen noch frisch ist."
Insgesamt gleicht KTM nach diesem Auftakt einer Großbaustelle, der auch noch die Insolvenz im Nacken hängt. Während die Konkurrenz zumindest kleine Schritte in Richtung Ducati zu machen scheint, muss sich bei der RC16 erst einmal auf Problemsuche begeben werden.
Was meint ihr? Muss sich KTM auf eine harte Saison einstellen? Sagt es uns in den Kommentaren.
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