Am Freitag erwacht die MotoGP mit dem Shakedown in Sepang aus dem Winterschlaf, schon in vier Wochen wird die neue Saison 2025 mit dem Thailand-Grand-Prix offiziell losgetreten. Während die Vorfreude auf den Saisonstart in diesen Tagen also stetig ansteigen sollte, bleibt die Stimmung rund um das KTM-Werksteam jedoch gedämpft. Zu stark sind die Nebengeräusche abseits der Strecke ob der schweren aktuellen Finanzkrise.

Ende November 2024 offiziell in die Insolvenz gerutscht, braucht der Motorradbauer aus Mattighofen Unsummen an Geld, um ein Fortbestehen des Unternehmens sicherstellen zu können. Bereits mehrfach wurde in diesem Zusammenhang öffentlich auch schon über einen möglichen MotoGP-Ausstieg des letztjährigen Konstrukteurs-Vizeweltmeisters spekuliert. Zuletzt berichtete etwa 'Der Standard', dass ein Rückzug Ende 2026 bereits fix wäre.

Wilde KTM-Gerüchte: Acosta-Flucht zu Ducati? Entwicklungsstopp? (06:55 Min.)

Welchen Einfluss hat die Finanzkrise auf die KTM-Entwicklungsarbeit?

Die MotoGP-Abteilung KTMs gibt sich derweil kämpferisch: Am Donnerstag vor dem Shakedown wurde gemeinsam mit dem Tech3-Rennstall das neue Königsklassen-Line-Up aus Pedro Acosta, Brad Binder, Maverick Vinales und Enea Bastianini vorgestellt. Mit allen vier Fahrern im Einheitslook ist die Zielsetzung klar - und daraus wurde während der Teampräsentation auch kein Geheimnis gemacht: KTM will 2025 "All-in" für große MotoGP-Erfolge gehen.

Nach zwei Jahren ohne Grand-Prix-Sieg soll 2025 endlich wieder von der obersten Stufe des MotoGP-Podestes gejubelt werden und im Idealfall sogar ein Angriff auf die drei möglichen WM-Titel gestartet werden. Doch ist das in Anbetracht der aktuellen Schieflage des österreichischen Unternehmens überhaupt möglich? Schließlich war der technische Rückstand auf MotoGP-Primus Ducati im Vorjahr enorm und zumindest das 2027er-Projekt liegt bei KTM längst auf Eis. Kann da 2025 wirklich mit einem großen Performance-Sprung gerechnet werden?

Die großen KTM-Erfolge blieben 2024 aus, Foto: LAT Images
Die großen KTM-Erfolge blieben 2024 aus, Foto: LAT Images

KTM-Goldjunge Pedro Acosta zeigte sich am Donnerstag unbesorgt. "Ich war während dem Winter recht entspannt. Ich habe per Telefon viel mit der Fabrik und all den Leuten dort gesprochen, wir werden in Malaysia [Sepang-Test, Anm.] einige interessante Dinge ausprobieren können", erzählte der 20-jährige Spanier in einer Medienrunde und dankte im gleichen Atemzug auch einem alten Bekannten: "Das Wichtigste aus meiner Sicht ist, dass Aki [Ajo] jetzt unser Teammanager ist und sich um all diese Dinge kümmert. Ich glaube, dass sie uns gemeinsam einen guten Plan für Malaysia erstellt haben."

Pedro Acosta: MotoGP-Siege helfen KTM jetzt am meisten!

Auch dank der ruhigen, unerschütterlichen Art des neuen Teammanagers aus Finnland ist es Acosta also gelungen, all den Lärm rund um die Finanzkrise KTMs auszublenden. "Das ist nichts, worüber ich nachdenken muss. Letztlich geht es für mich nur darum, auf der Strecke schnell zu sein", sagt die Startnummer 37. Ein gutes Stichwort, denn darin sieht Acosta auch die beste Chance, KTM in diesen schweren Zeiten zu unterstützen: " Wenn wir gewinnen, ist das die größte Hilfe. Der Rest liegt dann nicht an mir."

Dem stimmt auch Teamkollege Brad Binder, der die Wintermonate in seiner südafrikanischen Heimat - fernab der Geschehnisse in Mattighofen - verbracht hat, zu: "Ich war wirklich beeindruckt, als ich im Januar die Fabrik besucht und all die unterschiedlichen Projekte gesehen habe, an denen gearbeitet wurde. Wir werden in Malaysia einiges zu testen haben, daher bin ich froh, dass Dani [Pedrosa] und Pol [Espargaro] auch dort sein werden, um uns mit all den neuen Teilen zu helfen." All die Unsicherheiten der vergangenen Wochen sollen dem KTM-Projekt also keinen Abriss getan haben. Vielmehr meint Binder: "Wir haben keine Pause gemacht, wollen näher an die Spitze kommen und um die Weltmeisterschaft kämpfen. Die Jungs haben hart gearbeitet. Jetzt geht es nach Sepang, wo wir hoffentlich die Früchte davon ernten können."

Die Stimmung im MotoGP-Projekt Mattighofens scheint also keinesfalls gekippt zu sein. Und doch sind sämtliche Aussagen der KTM-Piloten mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Denn beide Fahrer wirkten Motorsport-Magazin.com gegenüber in ihren jeweiligen Medienrunden äußerst PR-geschult. Zudem wurden die anwesenden Journalisten gleich zu Beginn von KTM darauf hingewiesen, dass keine Fragen zur Finanzkrise der Pierer Mobility Group beantwortet würden. Insofern muss es sich bei den Aussagen Acostas und Binders also nicht zwangsläufig um ihre tatsächliche Meinung zur aktuellen Lage rund um KTM handeln. Gut möglich, dass manche Antworten hier und da bewusst etwas 'aufgehübscht' wurden - ohne dem Duo an dieser Stelle etwas unterstellen zu wollen.

MotoGP 2025: Das alles ist neu (06:26 Min.)

Doch was meint ihr: Gelingt es KTM, den aktuellen Schwierigkeiten in der MotoGP-Saison 2025 zu trotzen oder folgt die Stagnation bzw. ein Rückschritt? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!