Der gelbe Privat-Ferrari hat das 6-Stunden-Rennen der WEC im texanischen Austin gewonnen! Robert Shwartzman führte das AF-Corse-Auto mit der Startnummer #83 (Kubica, Shwartzman, Ye) nach 183 Runden zu seinem ersten Sieg sowie dem zweiten für Ferrari nach dem Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans. Roter Motorsport-Tag: Am Sonntagmittag gewann beim Formel-1-Rennen in Monza mit Charles Leclerc ebenfalls ein Ferrari.
Die Vorentscheidung im von zahlreichen Strafen durchzogenen Rennen fiel in der letzten Stunde. Schlussfahrer Shwartzman erbte die Führung, nachdem Kamui Kobayashi im #7 Toyota GR010 Hybrid eine Durchfahrtstrafe wegen eines Gelb-Vergehens antreten musste. Die japanische Crew kassierte die Bestrafung erst rund eine Stunde nach dem Verstoß, bei dem Kobayashi zu schnell an einem gestrandeten Peugeot vorbeigefahren war.
AF-Corse-Ferrari siegt nach 6 Stunden mit 1,7 Sekunden Vorsprung
Beim Zieleinlauf hatte Ferrari-Werksfahrer Shwartzman, der sich den #83 Ferrari mit Robert Kubica und Yifei Ye teilt, nur 1,780 Sekunden Vorsprung auf den #7 Toyota, der seinen zweiten Saisonsieg und den dritten für die Japaner im sechsten Rennen des Jahres verpasste. Die Schlussphase war an Spannung kaum zu überbieten: Kobayashi gelang es nach der dritten Full-Course-Yellow-Phase dank frischerer Reifen, innerhalb von 20 Runden einen Rückstand von 9 Sekunden annähernd zu nullen. Doch Shwartzman blieb bei über 30 Grad Hitze cool und sich an der Spitze keinen Fehler.
Ferrari konnte auf dem Circuit of the Americas einen doppelten Podesterfolg feiern: Die Le-Mans-Sieger Antonio Fuoco, Miguel Molina und Nicklas Nielsen im #50 499P belegten nach einem einsamen Rennen den dritten Platz. Startfahrer Molina profitierte beim Start von Platz fünf von Scharmützeln seiner Vordermänner, übernahm zügig die dritte Position und hielt sich mitsamt seinen Teamkollegen durchweg schadlos.

Pole-Setter-Ferrari fällt nach Unfall vorzeitig aus
Der Privat-Ferrari hatte das Rennen um 13:00 Uhr Ortszeit (20:00 Uhr deutscher Zeit) vom zweiten Startplatz hinter dem #51 Ferrari (Pier Guidi, Giovinazzi, Calado) aufgenommen. Der frühere Formel-1-Fahrer Robert Kubica legte den Grundstein zum Sieg mit einem Überholmanöver gegen Antonio Giovinazzi in Runde 19.
Für die Le-Mans-Sieger von 2023 im #51 Ferrari kam es noch dicker: Pole-Setter Giovinazzi lag an zweiter Stelle, bis er in Runde 55 mit Stoffel Vandoornes Peugeot aneinander rasselte. Der Italiener benötigte mehrere Minuten, um den 499P wieder ans Laufen zu bekommen und schlich zurück in die Boxengasse. Wenig später musste Ferrari das Auto wegen Motorproblemen vorzeitig vom Rennen abmelden. Kurz vor der renn-endenden Kollision hatte sich Giovinazzi auch noch eine 5-Sekunden-Zeitstrafe wegen eines Remplers gegen eine GT3-Corvette eingehandelt. Für den #51 Ferrari war es das erste vorzeitige Aus seit dem WEC-Debüt 2023.
Es war zu jeder Zeit eine enge Kiste zwischen dem #83 Ferrari und dem #7 Toyota. Nach der dritten Rennstunde lieferten sich Yifei Ye und Toyota-Neuzugang Nyck de Vries einen packenden Zweikampf über rund 20 Runden um die Führung. Dem Niederländer gelang es auf Medium-Reifen, einen Abstand von 12 Sekunden zu verkürzen, während Ye mit seinen Hart-Mischungen haushalten sollte, um den Stint zu verlängern. In Runde 123 war es dann soweit: Nach dem Toyota-Boxenstopp übernahm Kobayashi bei der Boxenausfahrt die Führung. Die sollte allerdings nur bis zur späten Strafe halten...
Kontroverser Crash zwischen Toyota und Porsche
Deutlich schlechter lief es für den Schwester-Toyota mit der Startnummer #8 (Buemi, Hartley, Hirakawa), der nach mehreren Strafen nur Platz 15 belegte. In der vierten Rennstunde (Runde 129) kam es zu einer äußerst heiklen Situation beim Kampf um P6 zwischen Kevin Estre und Sebastien Buemi, der sich auf seiner Outlap befand. Der Porsche und der Toyota fuhren sich gleich mehrfach in die Seite, und das sogar neben der Strecke. Buemi verließ das sehr harte Duell als Verlierer und musste in Folge eines Reifenschadens hinten links einen weiteren Boxenstopp einlegen.
Obendrein kassierte der Schweizer eine 30-Sekunden-Boxenstopp-Strafe sowie zwei Strafpunkte. Später setzte es eine weitere Durchfahrtstrafe wegen Missachtung blauer Flaggen. Ein gebrauchter Tag für Buemi und seine Teamkollegen Brendon Hartley sowie Ryo Hirakawa.
Estre und seine Porsche-Teamkollegen Andre Lotterer sowie Laurens Vanthoor überstanden den Toyota-Crash ohne größere Folgen und betrieben mit Platz sechs Schadensbegrenzung nach dem Start von P14. Ein noch besseres Ergebnis für die WM-Spitzenreiter verhinderte eine späte Durchfahrtstrafe für Estre wegen eines Gelb-Vergehens. Vor dem #6 Porsche landeten der #2 Cadillac V-Series.R (Bamber, Lynn) nach einem starken Wochenende und der #35 Alpine A424 (Habsburg, Milesi, Chatin) auf den Plätzen vier und fünf.

Doppelte Punkte für Alpine - Bestes WEC-Ergebnis für Mick Schumacher
WEC-Neueinsteiger Alpine festigte seinen Status als vierte Kraft und feierte mit Platz fünf das beste Saisonergebnis - trotz einer frühen Durchfahrtstrafe für Ferdinand Habsburg. In Austin punkteten vor 65.500 Zuschauern am Wochenende sogar beide Fahrzeuge: Mick Schumacher und seine Teamkollegen Nicolas Lapierre sowie Matthieu Vaxiviere belegten Platz neun und sammelten zum zweiten Mal in Folge WM-Punkte. Für Schumacher, der den #36 Alpine auf P11 qualifiziert hatte, war es ebenfalls das beste Resultat in der Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Der #5 Porsche (Campbell, Christensen, Makowiecki) sammelte mit Platz sieben hinter dem Schwesterauto nach einem turbulenten Rennverlauf ebenfalls WM-Zähler. Der Porsche-Crew passierte beim #5 963 ein seltener Fehler mit großen Konsequenzen: Startfahrer Frederik Makowiecki musste schon nach der Startrunde einen ungeplanten Boxenstopp einlegen, weil das Team vergessen hatte, die grüne Abdeckung vom Staurohr am Dach des Porsche zu entfernen. Dieses Teil wird laut Porsche-Angaben genutzt, um optisch anzuzeigen, dass das Hochvoltsystem abgeschaltet ist.
Platz acht ging an den #15 BMW M Hybrid V8 (Dries Vanthoor, Marciello, Wittmann). Das Schwesterauto mit der Startnummer #20 (Sheldon van der Linde, Rast, Frijns) fiel nach einer späten 100-Sekunden-Strafe wegen eines technischen Vergehens (Energie-Menge überschritten) spät aus den Punkterängen. Ein bitteres Ende für den Autobauer aus München, nachdem beide Autos zwischenzeitlich in den Top-5 fuhren und Rene Rast zwischenzeitlich sogar in Führung lag. Der #38 Jota-Porsche um Ex-Formel-1-Weltmeister Jenson Button komplettierte die Top-10 als Zehnter.
WEC Kalender 2024 - Rennen, Startzeit, Strecken
LMGT3-Klasse: Doppelpodium für Manthey-Porsche bei Aston-Sieg
In der LMGT3-Kategorie verpasste das dominante Team Manthey-Porsche seinen fünften Sieg im sechsten Saisonrennen. Platz 1 ging diesmal an den #27 Aston Martin Vantage GT3 von Heart of Racing (James, Mancinelli, Riberas), der das Rennen von der Pole Position aufgenommen hatte.
Aber: Manthey errang mit den Plätzen zwei (#92 mit Malykhin, Sturm, Bachler) und drei (#91 mit Shahin, Schuring, Lietz) einen doppelten Podesterfolg. Der #46 BMW M4 GT3 (Al-Harthy, Rossi, Martin) um Motorsport-Superstar Valentino Rossi kämpfte lange Zeit in den Top-5, fiel am Ende aber wegen eines Lenkproblems aus. Das #31 Schwesterauto (Leung, Gelael, Farfus) belegte Platz fünf.
Das siebte von acht Rennwochenenden der WEC-Saison 2024 steigt bereits in zwei Wochen im japanischen Fuji (13.-15. September). Das Finale folgt Anfang November in Bahrain.
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