Gleich drei Rookies durfte die MotoGP beim Test in Barcelona in ihren Reihen begrüßen. Alle drei mussten auch gleich einmal einen Sturz hinnehmen, doch zum Glück ist nichts passiert. Wie es Ai Ogura, Fermin Aldeguer und Somkiat Chantra erging, was sie an ihren neuen Motorrädern beeindruckt und woran sie für ihr Debüt in der Königsklasse arbeiten werden.
Beim ersten Bremsen machts klick: MotoGP ist sauschnell!
Auf das Zeitentableau brauchen wir bei den drei Neulingen nicht viel geben. Die Plätze 20, 21 und 23 sind zu erwarten, wenn jemand das erste Mal auf einem der MotoGP-Monster sitzt. Immerhin haben diese Maschinen mehr als doppelt so viel PS wie die Moto2. Aldeguer war mit 1,8 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit der Schnellste, vier Zehntel vor Ogura. Somkiat Chantra lag auf der LCR Honda etwa 2,5 Sekunden zurück. Sein Teamchef Lucio Cecchinello meinte während des Testtags, dass ein solcher Rückstand in etwa zu erwarten wäre und im Rahmen sei. Das gilt auch für die anderen beiden. Völlig überfordert wirkte keiner.
Dennoch machen die ersten Runden auf einem MotoGP-Motorrad natürlich mächtig Eindruck. "Alles ist unglaublich: Die Beschleunigung, die Geschwindigkeit...aber ich glaube das beeindruckendste waren die Bremspunkte. Es ist erstaunlich, wann du da deinen Bremspunkt wählen kannst. Du kannst so spät bremsen und du spürst, wie das Motorrad stoppt. Das in den ersten Runden zu begreifen, war schwierig", reflektierte Gresini-Mann Aldeguer.
Auch Somkiat Chantra bemerkte beim Bremsen, was da auf ihn zukommt: "Auf meiner Runde hinaus auf die Strecke war ich noch vorsichtig auf der Bremse und am Gas. Als ich aus der letzten Kurve kam, gab ich dann aber Vollgas. Hinter der Windschutzscheibe war das noch ok, aber als ich dann auf die Bremse ging und aus der Verkleidung raus bin, da habe ich festgestellt: Dieses Motorrad ist sauschnell. Runde für Runde wurde es dann aber besser, so schnell zu fahren." Nur Moto2-Weltmeister Ai Ogura blieb cool wie immer: "Eigentlich hatte ich erwartet, noch überraschter zu sein. Nach zwei oder drei Runden hatte ich mich an die Geschwindigkeit gewöhnt."
Ein Sturz für jeden Rookie: Michelin-Reifen noch zu erlernen
Nach dem ersten Abtasten im Test wurde auch schnell klar, woran noch zu arbeiten ist. "Die Reifen sind komplett anders. Da werde ich meinen Fahrstil anpassen müssen", gab Aldeguer an. Diese haben eine bestimmte Eigenschaft, die ihm zum Verhängnis wurde: " Michelin hat die asymmetrischen Reifen, und das spürst du. Du kannst auf der linken Flanke pushen, aber vielleicht ist sie ein bisschen zu kalt und du verlierst die Front. Das ist mir passiert." Sein Sturz in Kurve Fünf ist in Barcelona fast schon ein Klassiker.

Auch die anderen beiden Piloten erwischte es. Ogura verlor die Front in Kurve zwei, kommentierte seinen Sturz aber nur dahingehend, dass er den Mechanikern von Trackhouse Racing für die Reparatur seiner Aprilia dankte. "Das sind alles gute Jungs und ich habe ein Gefühl für die Zusammenarbeit bekommen", meinte der Japaner. Somkiat Chantra wurde sogar extra vor den Reifen gewarnt: "Mein Team sagte mir, ich solle in Linkskurven aufpassen, da der Reifen auf den Geraden sehr leicht auskühlt. Ich sollte lernen, den Reifen zu managen." Einmal erwischte es den Thailänder dann doch in Kurve 10. Müßig zu erwähnen, dass alle drei Sturzkurven nach links gingen.
Körperliche Herausforderung MotoGP: Erstmal in den Fitnessraum gehen!
Und dann ist da auch noch der körperliche Faktor. Ai Ogura schien in dieser Hinsicht klar am besten vorbereitet gewesen zu sein: "Heute habe ich 86 Runden gedreht. Der längste Stint waren 10 Runden. Auf dieser Strecke war es in Ordnung. Körperlich gab es also kein Problem." Damit war er übrigens sogar der fleißigste Pilot von allen. Dennoch bedeutet das keineswegs, dass er nicht noch an sich arbeiten muss: "Ich fuhr keine 20 Runden am Stück. Ich fühle mich in Ordnung nach diesem Tag, aber im Winter werde ich trotzdem etwas härter trainieren."

Schon etwas mehr zu kämpfen hatte Aldeguer, zumal er ja auch noch eine Hand-OP hinter sich hatte. "Meine Muskeln sind am Ende. Ich habe Armpump. Aber insgesamt fühle ich mich ganz gut, was meinen körperlichen Zustand angeht", gab er etwas widersprüchlich anmutend Auskunft. Für die große Aufgabe ist er aber auch nach 58 Runden Test nicht bereit: "Mit Sicherheit werde ich arbeiten müssen, um einen Grand Prix fahren zu können." Die kürzeste, aber wohl vielsagendste, Antwort gab Chantra nach seinen 61 Umläufen: "Diesmal waren das ziemliche Schmerzen auf dem Motorrad. Ich werde in den Fitnessraum gehen und das verbessern."
Fazit: MotoGP-Format deutet sich an
Insgesamt machten die Rookies keine ungewöhnlichen Erfahrungen. Ihre Stürze waren allesamt Barcelona-typisch und nicht auf schwerwiegende Fehler zurückzuführen. Keiner fiel in Sachen Rundenzeiten ab und dass die Michelin-Reifen ihre Eigenheiten haben, ist nun wirklich nichts Neues. Ai Ogura hinterließ wohl den abgeklärtesten Eindruck, aber insgesamt waren alle drei zufrieden mit ihrem ersten Tag in der MotoGP. Und das durften sie auch durchaus sein. Der Rookie-Jahrgang 2025 hat vielleicht keinen Pedro Acosta, aber Potential für die Königsklasse scheint definitiv vorhanden.
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