Seit 2014 ist die Formel 1 mit Hybrid-Motoren unterwegs. Die Königsklasse kann sich seitdem mit viel effizienteren Motoren brüsten. Als Preis für diese Innovation opferte man den vorher von vielen Fans geliebten Motorensound der V8-Ära. Noch länger ist es her, dass V10-Motoren in der Königsklasse für spektakulären Sound sorgten. 2006 war mit dem Toro Rosso zum letzten Mal ein Bolide mit einem 10-Zylinder-Aggregat unterwegs.
FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem preschte im Februar mit dem Vorschlag vor, dass die Königsklasse in Zukunft wieder auf V10 setzen könnte. Nachhaltige Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, sollen es möglich machen, dabei den Nachhaltigkeits-Aspekt auch weiterhin zu berücksichtigen. Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner outete sich Ende Februar als Fan dieser Idee.
Max Verstappen: Hätte dann vielleicht länger Lust auf die Formel 1
Und was sagen die Fahrer dazu? Wenig überraschend befinden sich auch unter ihnen viele Befürworter. Allen voran die beiden erfolgreichsten Fahrer des derzeitigen Formel-1-Feldes. Weltmeister Max Verstappen stellte klar: "Ich mache nicht die Regeln, aber was die Emotionen des Sports angeht, dann ist der V10 mit Sicherheit viel besser als das, was wir jetzt haben."
Verstappen deutete sogar an, dass die Ausstattung der Autos mit V10-Antrieb ein Faktor sein könnte, der in einigen Jahren bestimmt, ob er in der Formel 1 bleiben will oder nicht. "Vielleicht", antwortete der Red-Bull-Pilot auf eine entsprechende Frage vor dem China-GP, ehe er wiederholte: "Es ist definitiv aufregender als das, was wir jetzt haben."
Verstappen selbst kam etwa ein Jahrzehnt zu spät in die Formel 1, um die V10-Motoren noch als Fahrer erleben zu können, aber er denkt dennoch sehr gerne an diese Zeit zurück: "Ich erinnere mich, wenn man als Kind herumgeht und diese Motorengeräusche hört. Das gibt einem so viel mehr, auch wenn vielleicht die Geschwindigkeit der Autos geringer war. Das Gefühl, das dir so ein Motor gibt, das kannst du nicht beschreiben."
Lewis Hamilton teilt Schumacher-Erinnerung: Ich war so gefesselt
Lewis Hamilton pflichtete seinem einstigen WM-Rivalen bei. Bei ihm weckt der Begriff V10 ebenfalls viele Erinnerungen aus seiner Kindheit, an ein Rennen ganz speziell. "Als ich das erste Mal bei einem Formel-1-Rennen war, 1996 in Spa. Da erinnere ich mich, dass Michael [Schumacher] durch Kurve 1 kam. Mein Brustkorb hat vibriert und ich war so gefesselt", erzählte Hamilton, "über die Jahre haben wir das verloren."
"Es ist kein Geheimnis, dass sich der V6 nie gut angehört hat", macht auch Hamilton klar. "Wenn wir zurück auf diese sich unglaublich anhörenden Motoren umsteigen könnten und dabei immer noch die Nachhaltigkeits-Ziele erreichen könnten, wieso nicht?", sprach er sich für eine Änderung aus.
Formel-1-Motoren: V10 frühestens 2030 möglich
Für die nächste Motor-Generation, die ab 2026 Einzug in die Formel 1 hält, kommen Änderungsvorschläge zu spät. Stattdessen setzt die Königsklasse dann sogar auf noch mehr Elektro und verwendet Antriebe, die sich zu 50 Prozent aus Elektroanteilen speisen und zu 50 Prozent aus einem herkömmlichen Verbrenner.
Ein Richtungswechsel wäre frühestens 2030 theoretisch möglich. Allerdings muss die Rechnung in erster Linie mit den Power-Unit-Herstellern gemacht werden, diese wollen einen möglichst großen Marketing-Wert erreichen. Mit reinen Saugmotoren ist das nur schwer umsetzbar, allerdings befindet sich das Klima auf dem Automobilmarkt derzeit dahingehend etwas im Wandel.
Fernando Alonso: Wollen die schnellsten F1-Autos, egal welcher Motor
Fernando Alonso ist der einzige Pilot, der schon in seiner aktiven Zeit als Formel-1-Fahrer mit V10-Antrieb am Start stand. Er stimmt seinen Weltmeister-Kollegen zu: "Ich liebe natürlich die V10-Ära, und die V8-Ära, und den Sound dieser Ära vermissen wir alle." Er machte aber gleichzeitig auch auf den Zwiespalt zu modernen Innovationen aufmerksam.
"Wir leben heutzutage in einer Welt, in der sich die Technologie weiterentwickelt hat. Wir dürfen nicht vergessen, wie effizient unsere Autos heutzutage verglichen mit der Vergangenheit sind", so Alonso. Er sieht in einem Comeback des V10s eine Gefahr: "Wir befinden uns in einer sehr guten Situation mit dem Sport. Da ist es schwierig, etwas zu erfinden, mit dem wir uns auf unbekanntes Terrain bewegen würden."
Mit Verstappens Aussage, dass man gerne auch die Performance der Autos gegen eine bessere Akustik eintauschen könne, zieht er nicht mit: "Ich denke wir sind glücklich, wenn wir die schnellstmöglichen Autos fahren können und das mit welchem Motor auch immer", so der Formel-1-Champion aus den Jahren 2005 und 2006. "Die Fans sind aber vielleicht anderer Meinung", fügte er hinzu.
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