Vom Dreifachsieg im Vorjahr zur Katar-Klatsche 2025: Porsche erlebte einen grauenhaften Auftakt in die neue WEC-Saison. Wo die Zuffenhausener im vergangenen Jahr noch das komplette Podium erobert und den Grundstein für den WM-Titelsieg gelegt hatten, setzte es zwölf Monate später an gleicher Stelle eine herbe Niederlage.
Der bestplatzierte der drei Porsche 963 nur auf Platz zehn! Das Weltmeister-Auto außerhalb der Punkte auf P11. Und das letzte verbliebene Kundenfahrzeug von Proton Competition abgeschlagen an 14. Stelle. Man kann es nach der überragenden Vorsaison kaum glauben: Porsche war beim 10-Stunden-Rennen in Katar die zweitschlechteste Marke, nur Newcomer Aston Martin fuhr noch langsamer.
'B-Pillar'-Analyse*: So schnell waren die Hersteller im Durchschnitt
Rang | Marke | Fahrer | Schnellste Runden im Durchschnitt |
---|---|---|---|
1 | Ferrari | Miguel Molina | 1:43.151 |
2 | Toyota | Nyck de Vries | 1:43.205 |
3 | BMW | Dries Vanthoor | 1:43.324 |
4 | Cadillac | Alex Lynn | 1:43.435 |
5 | Peugeot | Mikkel Jensen | 1:43.709 |
6 | Alpine | Paul-Loup Chatin | 1:43.715 |
7 | Porsche | Kevin Estre | 1:43.824 |
8 | Aston Martin | Ross Gunn | 1:44.162 |
* Durchschnitt der schnellsten Rennrunden (max. 50%) pro Fahrer in Katar
Porsche bei WEC-Auftakt im Niemandsland
"Wir haben von Beginn an gewusst, dass uns ein schwieriges Rennen bevorsteht", wirkte Porsches LMDh-Leiter Urs Kuratle nicht allzu überrascht. Das Penske-Werksteam tat sich ab den ersten Runden bei den Testfahrten in der Vorwoche schwer und spielte auch in den Freien Trainings keine Rolle. Die Favoriten hießen stattdessen Ferrari, Cadillac und BMW - sowohl bei den Long Runs als auch auf einer schnellen Runde.
Nach dem Qualifying war endgültig klar, wohin die Richtung im Rennen zeigen würde: Der #5 Porsche (Christensen, Andlauer, Jaminet) landete als 'schnellster' Vertreter des Sportwagenbauers chancenlos auf Startplatz elf, die #6 um die amtierenden Weltmeister Kevin Estre und Andre Lotterer sowie IMSA-Aushilfskraft Matt Campbell auf P13 und der Proton-Porsche (Jani, Pino, Varrone) nur an 15. Stelle.
Katar: Eklatanter Unterschied zwischen Porsche und Ferrari
Das Rennen, das wegen der veränderten Startzeit größtenteils bei kühlen Temperaturen und unter Flutlicht ausgetragen wurde, brachte keine Wende für das Porsche-Trio. Die Pace fehlte komplett und zwei Reifenschäden bei der #5 sowie eine Kollision und Safety-Car-Pech für das #6 Schwesterauto verhinderten eine echte Aufholjagd. "Ein enttäuschendes Ergebnis", meinte Weltmeister Vanthoor. "Im vergangenen Jahr haben wir hier gewonnen, nun liegen wir auf Platz elf. Ehrlich gesagt fuhr der Porsche recht gut, aber schneller ging es nicht. Mehr gibt es dazu eigentlich kaum zu sagen."
Man könnte es auch anders formulieren: Mehr DARF man dazu eigentlich kaum sagen. Per Reglement ist es in der WEC weiterhin verboten, sich kritisch über die Balance of Performance zu äußern, ansonsten droht mindestens eine Geldstrafe. Porsche-Leiter Kuratle sprach vorsichtig von einer "geänderten Situation", ohne ins Detail zu gehen.
Was der Schweizer damit gemeint haben könnte: Porsche war in Katar der einzige Top-Hersteller, der im Vergleich zum Vorjahr BoP-Gewicht zuladen musste, immerhin stattliche 16 Kilogramm (1.064 kg 2025 zu 1.048 kg 2024). Die Konkurrenz durfte hingegen ordentlich Gewicht einsparen. So fuhren die dominanten Ferrari mit 38 Kilo weniger Ballast als beim Katar-Auftakt im Vorjahr. Das allein sorgte für eine Differenz von 54 Kilogramm zwischen den beiden Marken!
Auch Toyota (25 kg), BMW (23 kg) und Cadillac (2 kg) konnten einige Kilogramm ausladen. Die großen Gewichtsunterschiede wurden aus Sicht von Porsche allerdings nicht durch die maximale Systemleistung ausgeglichen. Im Rennen fuhren die 963-Prototypen mit 690 PS und damit 4 PS mehr als 2024. Ferrari büßte trotz deutlicher Gewichtsersparnis nur 3 PS ein, Toyota immerhin 10 Pferdestärken. Den Grenzwert von 250 km/h gab es letztes Jahr in Katar noch nicht, diesmal durften die Porsche jenseits dieser Marke 1 Prozent mehr Leistung abrufen.
BoP-Unterschiede in Katar 2025 zu 2024
Marke | Katar-Gewicht 2025 | Katar-Gewicht 2024 | Unterschied | PS-Unterschied |
---|---|---|---|---|
Ferrari | 1.037 kg | 1.075 kg | - 38 kg | - 3 PS |
Toyota | 1.064 kg | 1.089 kg | - 25 kg | - 10 PS |
BMW | 1.037 kg | 1.060 kg | - 23 kg | - 1 PS |
Cadillac | 1.030 kg | 1.032 kg | - 2 kg | + 5 KW |
Porsche | 1.064 kg | 1.048 kg | + 16 kg | + 4 PS |
Neues BoP-System für WEC 2025 angekündigt
Was sich die BoP-Verantwortlichen dabei gedacht haben, bleibt ihr Geheimnis. Mutmaßlich waren die Porsche beim Dreifach-Sieg 2024 in Katar ihrerseits zu gut eingestuft. Der letztjährige Gewinn der Fahrer-Weltmeisterschaft und die Fahrwerks-Updates über den Winter dürften aus Sicht der Zuffenhausener ebenfalls nicht geholfen haben.
Dabei soll die Balance of Performance dieses Jahr nach einem neuen Schlüssel berechnet werden, um für noch mehr Fairness zu sorgen. Versuchten die BoP-Bosse in der Vergangenheit, alle Hersteller in ein bestimmtes und geheimes Performance-Fenster zu quetschen, läuft es ab sofort anders: Herangezogen werden die zehn besten Rundenzeiten sowie 60 Prozent der schnellsten Runden jedes Autos. Die BoP wird auf Basis des Durchschnitts der vorangegangenen drei Rennen - ausgenommen Le Mans, um Sandbagging zu verhindern - erstellt.
Außerdem werden erstmals die Hersteller mit ins Boot genommen und die Daten ihrer eigenen Fahrzeuge mit ihnen geteilt. Die cleveren Ingenieure könnten dadurch zwar versuchen, BoP-Spielchen wie einst in der DTM mit den Target Laptimes zu probieren. Die Regelhüter haben allerdings angekündigt, bei versuchter 'Manipulation' der Rundenzeiten aktiv einzugreifen.
Falls für die Katar-BoP die Leistungen der letzten drei Saisonrennen 2024 als Maßgabe herangezogen wurden, wären das die Rennen in Austin, Fuji und Bahrain gewesen. Ferrari, Porsche und Toyota teilten damals die Siege untereinander auf. Die Dominanz eines einzelnen Herstellers war nicht zu erkennen und die BoP wurde von fast allen Seiten gelobt. Damit dürfte - hinter vorgehaltener Hand - jetzt erst einmal Schluss sein...
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