Inzwischen bezeichnet ihn selbst Marc Marquez als seinen größten Herausforderer im Kampf um die MotoGP-Weltmeisterschaft 2025. "Er ist mein Hauptgegner", verkündete der aktuelle WM-Führende nach dem Argentinien-GP offen und ehrlich. Gemeint sind damit aber nicht etwa Francesco Bagnaia, Jorge Martin oder Pedro Acosta, sondern Alex Marquez. Der jüngere der beiden Marquez-Brüder ist die positive Überraschung der neuen Saison, hat 2025 einen beeindruckenden Formaufschwung hingelegt. In allen Qualifyings, Sprints und Grands Prix belegte er bislang Platz zwei, fährt zweifellos erfolgreicher denn je. Doch was macht ihn plötzlich so stark?

Alex Marquez in Topform: Endlich ein passendes Motorrad!

Nun, Marquez selbst sagt: "Momentan fühle ich mich so gut wie noch nie in der MotoGP. Das Motorrad passt gut zu mir, ich genieße jede Runde darauf." Der große Unterschied zu vergangenen Jahren sei, dass er nun auch "mit dem Bike spielen könne". Das lässt den 28-jährigen Spanier selbstbewusster agieren und befreit auffahren. Hinzu kommt: "Mein Team macht einen großartigen Job und auch die Unterstützung von Ducati ist super."

Marquez-Brüder im MotoGP-Rampenlicht: Absprachen und Respekt (06:56 Min.)

Doch reicht das allein, um einen solchen Formanstieg zu rechtfertigen? Es ist wohl eher eine Kombination mehrerer Faktoren. Schließlich sollte man nicht vergessen, dass Marquez die ersten drei Jahre seiner MotoGP-Karriere auf einer bockigen, immer schwerer zu fahrenden Honda RC213V verbringen musste, die seinerzeit auch ganz andere Kaliber zum Verzweifeln brachte. 2023 musste er sich erstmal an die Ducati gewöhnen, ehe er 2024 wohl die schwächste und am schwierigsten zu fahrende Vorjahres-Ducati der letzten Jahre in der eigenen Garage stehen hatte. Da waren Topresultate vereinzelt zwar möglich, nicht aber in dieser Konstanz. Zudem dürfte natürlich auch Marc Marquez als direkter Vergleichswert im eigenen Team in der vergangenen Saison nicht geholfen haben.

Schon immer Spätstarter: Alex Marquez zündet nur langsam

Nun hat die Startnummer 73 aber erstmals ein Motorrad zur Verfügung, das sich aufgrund der zahlreichen Verwerfungen bei den Wintertests kaum von den Werks-Ducatis unterscheidet. Das allein verkleinert die Performance-Lücke zur Spitze bereits. Und dann kommt noch hinzu, dass Marquez schon immer ein Spätstarter war. In der Moto3 etablierte er sich erst im zweiten Jahr so langsam im vorderen Feld, in der Moto2 erst im dritten Jahr. Wenn es einmal geklickt hat, dann ist er aber kaum noch zu stoppen. 2014 holte er mit drei Siegen und sieben Podien den Moto3-Titel, 2019 dann mit je fünf Siegen und Podien die Moto2-Weltmeisterschaft.

Dass es jetzt im sechsten MotoGP-Jahr aus dem Mittelfeld in die Spitzengruppe geht, kommt also nicht völlig überraschend - zumal Marquez aktuell auch mit jedem weiteren Rennen dazulernt und die gewonnenen Erfahrungswerte richtig anzuwenden weiß. "Ich freue mich, Rennen anführen zu können. So sammelst du die nötigen Erfahrungen, um dann auch mal zu gewinnen", weiß der 28-Jährige aus Cervera.

Alex Marquez wird immer gefährlicher für Bruder Marc, Foto: IMAGO / PsnewZ
Alex Marquez wird immer gefährlicher für Bruder Marc, Foto: IMAGO / PsnewZ

Alex Marquez aufmüpfig: Auch Bruder Marc nicht mehr unbezwingbar

Die Frage, ob Alex Marquez einmal einen Grand Prix in der MotoGP gewinnen wird, stellt sich inzwischen also nicht mehr. Vielmehr lautet die Frage nun: Wann wird es passieren? "Ich fühle mich jetzt überall konkurrenzfähig", hofft der Gresini-Pilot selbst auf ein zeitnahes Ende der Wartezeit. Zumindest der kommende Amerika-GP (28. - 30.03.) wird es wohl noch nicht werden, zu dominant agierte Marc Marquez dort im letzten Jahrzehnt. Doch selbst der große Bruder scheint für Alex Marquez in der aktuellen Form nicht mehr unbesiegbar: "Wir müssen noch einen kleinen Schritt machen, verglichen mit ihm, auch wenn wir hier schon näher dran waren als in Thailand. Ich will einfach von Rennen zu Rennen denken und den Moment genießen. Wenn wir uns Schritt für Schritt weiter verbessern, werden wir es irgendwann schaffen."

Einen ähnlichen Aufschwung erlebte in Argentinien auch Franco Morbidelli. Der VR46-Pilot kehrte nach vier Jahren auf das MotoGP-Podium zurück und gewährte anschließend einen tiefen Blick in seine Gefühlswelt: