Pleiten, Pech und Pannen - Selten war dieser Ausdruck so passend wie bei Aprilias Jahresbeginn von 2025. Das Werk aus Noale ist nicht unbedingt bekannt dafür, dass sein MotoGP-Projekt Perfektion verkörpert, aber so viel auf einmal ging wohl noch nie schief. Die Testverletzung von Jorge Martin scheint einen Fluch auf den vermeintlichen Ducati-Gegner gelegt zu haben. Umso wichtiger ist es, dass der Weltmeister zurückkehrt.
Fehler und mangelndes Niveau: Aprilias Fahrerkader ist unzureichend
Mickrige 14 Punkte stehen da beim Aprilia-Werksteam nach zwei Rennwochenenden. Alle eingefahren von Marco Bezzecchi, denn Test- und Ersatzpilot Lorenzo Savadori hat - bei allem Respekt - nicht das Niveau, um in der Königsklasse Punkte einzufahren. Zu allem Überfluss verletzte sich 'Sava' dann auch noch beim zweiten Auftritt.
Doch selbst für nur ein Motorrad ist die Ausbeute zu wenig. 'Bezz' ist bisher unter den Erwartungen geblieben. Zwei enttäuschende Qualifyings und zwei verkorkste Starts - einer sogar samt Kollision und Verwarnung durch die MotoGP-Stewards - finden sich da in der Bilanz. Als er sauber durchkam, gab es jeweils sechste Ränge in Sprint und Grand Prix. Genau dafür wurde wohl einst das Wort 'solide' erdacht. Schlagzeilen produziert das im Gegensatz zu Startcrashs mit Fabio Quartararo jedoch nicht.

Aber es ist zumindest noch um Welten besser als das Trauerspiel, welches Raul Fernandez derzeit in Dauerschleife aufführt. Man muss sich mittlerweile ernsthaft fragen, was Trackhouse Racing in ihm sieht. Stets ist von Potential die Rede, gezeigt hat er es in drei Jahren Königsklasse so gut wie nie. 2025 schlicht noch gar nicht. Der Spanier fährt hinterher und fällt nur dann auf, wenn er gerade Enea Bastianini aus dem Rennen rempelt. Seine Verletzung bei den Testfahrten kann langsam auch nicht mehr als Ausrede herhalten.
Passt ins Aprilia-Bild: Lichtblick Ai Ogura wird disqualifiziert
Und so musste das zweifellos vorhandene Potential der neuen RS-GP ausgerechnet von dem aufgezeigt werden, von dem dies nicht verlangt werden konnte. Mit der Wahl von Ai Ogura haben Trackhouse und Aprilia im Gegensatz zum Teamkollegen einen Volltreffer gelandet, daran zweifelt nach nur zwei Rennwochenenden niemand mehr. Der coole Japaner lieferte sofort grandios ab, ließ dem Sensationsdebüt in Thailand einen weiteren Top-10-Platz in Argentinien folgen.

Doch selbst der einzigen positiven Erscheinung bei Aprilia wurde ein erster Dämpfer verpasst. Nach dem Grand Prix in Termas fanden die Regelhüter auf Oguras Steuergerät eine nicht angemeldete Software. Die Folge: Disqualifikation und acht Punkte weg. Eigentlich sollten diese Schludrigkeiten - und genau das war es, denn einen Vorteil hatte Ogura durch die Software nicht - längst der Vergangenheit angehören, doch bei Aprilia gehört der Fehlerteufel wohl weiterhin zum Inventar.
Ruf nach MotoGP-Test zeigt: Aprilia weiß um Martins Wert
Beim Blick auf diesen Fehlstart ist klar, warum Aprilia Jorge Martin so sehr vermisst. Und warum Massimo Rivola & Co. alles unternehmen, um ihrer Starverpflichtung vor dem Comeback in Katar oder gar erst in Jerez einen zurzeit noch verbotenen MotoGP-Test zu ermöglichen. Es wird an jedem Hebel angesetzt, mit Recht.
Aprilia braucht jetzt einen Anführer, eine Leitfigur. Der Spitzenfahrer, der aufzeigt, was wirklich möglich ist. Nur so kann die Moral nach den Nackenschlägen des Jahresbeginns wieder gehoben werden. Man siehe sich nur an, wie Marc Marquez bei Ducati die Herzen zufliegen, oder wie Johann Zarco bei Honda für Euphorie sorgte. Bei Aprilia hat Ogura kurzfristig für Freude gesorgt, doch das eigentliche Ziel sind nun mal Podestplätze und in weiterer Folge Siege.
Jorge Martin hat bewiesen: Rückschläge werfen ihn nicht um
Hier kommt der Titelverteidiger ins Spiel. Dass Martin genau für diese Rolle vorbereitet ist, hat er in seiner Karriere eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Im MotoGP-Debütjahr 2021 beendete ein Horrorsturz fast seine Karriere, er kämpfte sich zurück und gewann sein erstes Rennen. 2022 wurde ihm Enea Bastianini im Ducati-Werksteam vorgezogen, doch er und nicht der Italiener schwang sich 2023 zum Titelkandidaten auf. 2024 schnappte ihm dann Marc Marquez den Platz in Rot weg. Wie antwortete Martin auf die erneute Ablehnung? Mit dem Weltmeistertitel.

Der 'Martinator' ist gestählt von Rückschlägen, die er allesamt grandios überwunden hat. Auch diesen wird er überwinden, und das ist dringend notwendig. Nicht nur für Aprilia, sondern für die gesamte Königklasse. Auch wenn Honda sich als positive Überraschung der Saison zeigt, so hatten wir in Argentinien wieder einmal fünf Ducatis an der Spitze. Die Desmosedicis brauchen einen Herausforderer und im Angesicht der Krisenlage in Mattighofen kann dieser eigentlich nurmehr Jorge Martin heißen. Die zur Heilung seiner Hand benötige Wartezeit macht diese Lage nicht unbedingt leichter zu ertragen.
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